systematische Literaturrecherche

Systematische Literaturrecherche - So meistern Sie alles!

Anna Milena von Gersdorff

(Head of Marketing)

23.12.2020

Anna Milena von Gersdorff leitet als Online-Marketing Expertin den GWriters Blog sowie alle Veröffentlichungen, Änderungen und Sonderaktionen auf unserer Webseite. Darüber hinaus ist Sie für gesamte Öffentlichkeitsarbeit und die Kommunikation mit unseren Medienpartnern zuständig.

Viele von Ihnen werden denken, dass eine Literaturrecherche das gleiche ist, wie eine systematische Literaturrecherche. Beides hört sich in der Tat ähnlich ist und es gibt Schnittstellen, inhaltlich unterscheidet sich eine systematische Literaturrecherche von einer – nennen wir es zur Abgrenzung „normalen“ – Literaturrecherche doch stark.

Bei der systematischen Literaturrecherche handelt es sich um eine wissenschaftlich strukturierte Vorgehensweise zur Erhebung relevanter Literatur für ein Forschungsthema und Dokumentation der Ergebnisse nach vorgegebenen Standards. Die „normale“ Literaturrecherche im Gegensatz dazu, recherchiert Literatur, greift hier aber nicht auf einheitliche Such- und Dokumentationsstandards zurück.

Im nachfolgenden Artikel sollen folgende Fragen beantwortet werden:

  • Was ist eine systematische Literaturrecherche?

  • Warum ist eine systematische Literaturrecherche in Abschlussarbeiten wichtig?

  • Wie recherchiert man Literatur „systematisch“, d.h. wie ist die Methodik bei einer systematischen Literaturrecherche zu beschreiben?

  • Wann ist ein Einsatz einer systematischen Literaturrecherche zu empfehlen?

  • Wieviel Zeit benötigt man für eine systematische Literaturrecherche?

  • Was sind Vorteile, was sind Nachteile einer systematischen Literaturrecherche?

Was ist eine systematische Literaturrecherche?

Zielsetzung einer systematischen Literaturrecherche ist die Erhebung aktueller und relevanter Literatur zum Forschungsthema. Im Ergebnis soll so Literatur erhoben, geprüft und bewertet werden, um Forschungslücken zu erarbeiten und/oder den Status Quo in der Forschung zu erheben. Im Englischen wird auch von einem „Literature Review“ im Zusammenhang mit einer systematischen Literaturrecherche gesprochen. Synonym wird häufig auch der Begriff Literaturanalyse verwendet, auch wenn dieser inhaltlich nicht ganz korrekt ist.

Die Grundidee bei einer systematischen Literaturrecherche ist, dass über die Erhebung der Literatur das Forschungsgebiet möglichst umfassend betrachtet wird. Daher erfolgt auch keine Beschränkung der Recherche z.B. auf eine Datenbank oder ein bestimmtes Journal. Eine zeitliche Einschränkung oder eine Einschränkung auf mit „A“ oder „A+“ hoch gerankte Journals  ist aber häufig möglich, sinnvoll und auch üblich.

Warum ist eine systematische Literaturanalyse in Abschlussarbeiten wichtig?

Von zentraler Bedeutung bei einer Abschlussarbeit – egal ob Universitäten Ihre Studierenden eine Masterarbeit oder eine Bachelorarbeit schreiben lassen – ist die Qualität der vorhandenen Literatur. Denn nur über eine hohe Qualität der Literatur kann die Qualität der Arbeit ebenfalls hoch sein. Dies sichert eine systematische Literaturrecherche. Darüber hinaus sichert sie, dass der Forschungsstand so umfassend wie möglich erhoben werden kann.

Wie geht man nun methodisch bei einer systematischen Literaturrecherche vor?

Die Grundlagenwerke, die die Methodik einer systematischen Literaturrecherche beschreiben stammen einerseits von Webster und Watson aus dem Jahr 2002. Sie beschreiben in ihrem Artikel „Analyzing the Past to Prepare for the Future – Writing a Literature Review“ die Vorgehensweise  zur Literaturrecherche sehr genau und stellen vor allen Dingen klar, wie die Ergebnisse zu dokumentieren sind. Ebenfalls von Bedeutung ist andererseits die Veröffentlichung von vom Brocke et al. aus dem Jahr 2009 mit dem Titel „Reconstructing the Giant – On the Importance of Rigour in Documenting the Literature Search Process“.

Beide Methoden können sowohl einzeln als auch kombiniert angewendet werden. Nachfolgend werden beide Verfahren vorstellt.

Systematische Literaturanalyse nach Webster und Watson

Webster und Watson unterscheiden in Ihrer Literaturrecherche vier Schritte.

Schritt 1: Identifikation der relevanten Literatur – Wie suche ich nach einer Konzeptmatrix?

Im ersten Schritt geht es um die Identifikation der relevanten Literatur. Dieser Schritt ist die Basis jeder anderen weiteren Schritte. Dabei wird – ohne genaue Vorgabe bzw. nach den vom Forschenden selbst gesetzten Einschränkungen (z.B. Journal, Alter, Sprache, Region) – möglichst breit anhand von relevanten Schlagwörtern und der fachbezogenen Forschungsfrage nach Literatur gesucht. Ist dann eine erste Menge von bewusst vielen Quellen recherchiert, die noch keiner genaueren Prüfung auf Eignung im Forschungskontext unterzogen sein müssen, erfolgt parallel eine sog. „Backward Search“ sowie eine „Forward Search“.

Bei einer „Backward Search“ nehmen Sie die im Artikel zitierte Literatur auf und prüfen diese auf Eignung im Forschungskontext, bei einer „Forward Search“ suchen Sie nach Literatur, die ihren bereits gefundenen Artikel zitiert. Webster und Watson empfehlen hierfür die Nutzung des „Web of Science“. Über diese Vorgehensweise sammeln Sie sukzessive eine immer größere Zahl von Quellen. 50 bis 100 Quellen können an dieser Stelle z.B. für eine Bachelorarbeit völlig normal sein. Welche Datenbanken sich für die Sammlung am besten eignen, finden Sie hier. Die Dokumentation der Ergebnisse sollte am besten in einer Excel-Tabelle erfolgen. Eine Mustervorlage für eine solche Excel-Tabelle haben wir bereits für Sie vorbereitet und diese können Sie hier kostenlos downloaden.

Schritt 2: Entwicklung einer Konzeptmatrix – Wie entwickle ich eine Konzeptmatrix?

Anschließend kommt als zweiter Schritt die „eigentliche“ Arbeit, nämlich die Analyse der recherchierten Quellen. Hier empfehlen Webster und Watson die Erstellung einer sog. Konzeptmatrix, die sowohl in „einfacher“ als auch in „komplexer“ Form präsentiert werden kann.

Systematische Literaturrecherche Konzeptmatrix nach Webster und Watson
Systematische Literaturrecherche : Konzeptmatrix nach Webster und Watson
(Quelle: Webster & Watson, 2002, Table 2)

Die Abbildung zeigt die Originalabbildung aus dem Artikel von Webster und Watson. Hierbei handelt es sich um eine „einfache“ Konzeptmatrix. Hier werden unter „Articles“ die Artikel erwähnt (z.B. mit einem Kurznamen des Titels) und unter „Concepts“ stehen die Buchstaben A, B, C, D, etc. für die im Forschungskontext zu untersuchenden Themenstellungen. Die Kreuze bedeuten, dass der jeweils dargestellte Artikel die Themenstellung behandelt.

Ganz ähnlich ist die „komplexe“ Form der Matrix zu verstehen.

Systematische Literaturrecherche Webster und Watson
Systematische Literaturrecherche : Konzeptmatrix nach Webster und Watson
(Quelle: Webster & Watson, 2002, Table 3)

Auch hier werden unter „Unit of Analysis“ die Artikel erwähnt und unter „Concepts“ die Konzepte (= Themenstellungen). Diese erfahren dann aber noch einmal eine Unterteilung in „O“ für „Organization“, „G“ für „Group“ und „I“ für „Individual“. Webster und Watson verstehen dabei unter „Organization“ Artikel, die in einem organisationalen Zusammenhang zu sehen sind, unter „Group“, Artikel, die z.B. im Führungskontext relevant sind und unter „Individual“ Artikel, die nicht in einem besonderen Forschungszusammenhang stehen. Diese Unterteilung ist aber nicht feststehend, sondern können Sie individuell für Ihre Forschung anpassen. Ein gutes Beispiel hierfür finden Sie hier auf der Seite 489. Der nachfolgende Auszug aus dieser Analyse zeigt die hier erstellte Konzeptmatrix.

Konzeptmatrixbeispiel nach Webster und Watson
Konzeptmatrixbeispiel nach Webster und Watson

Schritt 3: Ableitung der Forschungslücke bzw. der Forschungslücken – Wie leite ich die Forschungslücke bzw. die Forschungslücken ab?

Im dritten Schritt erfolgt auf Basis der Konzeptmatrix die Ableitung der Forschungslücke bzw. der Forschungslücken. Hierzu werden die Artikel herausgegriffen, die relevante Forschungsthemen nicht diskutiert haben bzw. es werden die Forschungsthemen (Konzepte) zur weiteren Analyse verwendet, bei denen nur „wenige Kreuze“ in der Konzeptmatrix vorhanden sind. Hier gilt es dann tiefer in die Artikel einzusteigen und auf Basis der dort präsentierten (empirischen) Ergebnisse die Forschungslücke abzuleiten.

Schritt 4: Kritische Wertung der Rechercheergebnisse – Wie werte ich die Rechercheergebnisse kritisch?

Abschließend gilt es, das Ergebnis der Literaturrecherche kritisch zu werten, indem die Ergebnisse der von Ihnen erstellten Arbeit in den aktuellen Forschungskontext gestellt werden und offene Fragestellungen bzw. ein Ausblick gegeben wird. Webster und Watson (2002, S. XX) schreiben hierzu: „With each revision, the paper ripens. Expose your paper to the fresh air and sunshine of collegial feedback. With each discussion, new ideas emerge. The ripening process is facilitated with hard work and frequent revisions.“ Dabei bietet sich dann immer ein Korrektorat oder Lektorat an, um die Arbeit einem finalen Schliff zu unterziehen.

Systematische Literaturrecherche nach vom Brocke et al.

Die Vorgehensweise nach vom Brocke et al. ist vergleichbar zu der von Webster & Watson. Die Autoren sprechen hier von fünf Phasen der Literaturrecherche bzw. Analyse. Des Weiteren legen vom Brocke et al. im Gegensatz zu Webster und Watson ihren Schwerpunkt auf die Literaturprüfung.

In der ersten Phase wird die Forschungsfrage bzw. der Forschungsgegenstand festgelegt, die zweite Phase dient der Organisation der Analyse, d.h. es werden z.B. die Datenbanken definiert. Die dritte Phase schließlich beinhaltet die eigentliche Suche nach Literatur, auch wieder über „Backward Search“ und „Forward Search“, wie bei Webster und Watson. Darauf baut die Phase vier auf, die Analyse dieser recherchierten Literatur, wie es auch bei Webster und Watson geschieht. Die Phase fünf dient dann der Dokumentation der Rechercheergebnisse – auch hier kann eine Konzeptmatrix verwendet werden, wie sie Webster und Watson verwenden. Hier können Sie auf die Konzeptmatrix zurückgreifen, die im Schritt 2 bei Webster und Watson erklärt wurde.

Die nachfolgende Originalabbildung aus dem Artikel von vom Brocke et al. fasst die Phasen zusammen.

Systematische Literaturrecherche nach vom Brocke et al.
In 5 Phasen: Systematische Literaturrecherche nach vom Brocke et al. (Quelle: In Anlehnung an: vom Brocke et al., 2009, Figure 3)

Abschließend sei erwähnt, dass es noch eine Vielzahl weiterer Formen und Vorgehensweisen im Rahmen der systematischen Literaturrecherche gibt. Bei den hier vorgestellten zwei Methoden handelt es sich um die gängigen Verfahren und viele andere Verfahren bauen auf diesen Methoden auf. Das Buch „Geschäftsmodellinnovationen als Wettbewerbsvorteil mittelständischer Unternehmen“ von Becker, Ulrich und Stradtmann (2017) gibt dafür auf den Seite 75 bis 97 einen sehr guten Überblick.

Man wird also stets eine fachbezogene Forschungsfrage stellen (z.B. „Welche Auswirkungen haben Tablets auf die Konzentrationsfähigkeit von Schülern?“) und dann an zweiter Stelle die relevanten Suchbegriffe auswählen, hier z.B. „Schüler AND Konzentration AND Tablets AND Auswirkungen“. Mit „AND“ ist dabei gemeint, dass die Begriffe zusammen im Rechercheergebnisse auftauchen müssen. Dann gilt es die Ergebnisse zu betrachten. Sind genügend verwertbare Literaturergebnisse da: ok, sind zu wenig Ergebnisse da, können Sie Synonyme verwenden, also z.B. für „Tablet“ zusätzlich „iPad“. Das machen Sie so lange, bis Sie genügend verwertbare (zu analysierende) Literatur haben.

Wann ist ein Einsatz einer systematischen Literaturrecherche zu empfehlen?

Die Antwort ist einfach: eigentlich immer. Immer heißt, insbesondere dann, wenn das Forschungsgebiet noch wenig erforscht ist (was man z.B. daran erkennt, dass es wenig Standardliteratur gibt) bzw. man nicht „ad hoc“ in der Lage ist, relevante Literatur zum Forschungsthema zu erheben.

Wieviel Zeit benötigt man für eine systematische Literaturrecherche?

Das ist nicht einfach zu beantworten. Es ist auf jeden Fall ein „mühsamer“ Prozess. Aber Sie werden sehen: die Zeit lohnt sich. Auf Grundlage der Ergebnisse aus der systematischen Literaturrecherche können Sie dann vergleichsweise schnell und einfach Ihre Arbeit erstellen. Dabei können Ihnen Ghostwriter von GWriters bei der Erstellung von wissenschaftlichen Mustervorlagen helfen. Grob können Sie sagen, dass Sie für die Recherche von 10 qualitativ hochwertigen Quellen und deren Analyse sicherlich einen Tag benötigen werden. Auch hier können Ghostwriter von GWriters Sie entlasten! Denn alleine am Beispiel einer Bachelorarbeit sieht man es schon: der übliche Bearbeitungszeitraum einer Arbeit beträgt 2 bis 4 Monate, da kann es schon mal eng werden!

Was sind Vorteile, was sind Nachteile einer systematischen Literaturrecherche?

Vorteil

Nachteil

  • die Arbeit erfährt dabei eine deutliche qualitative Steigerung

  • die Literaturrecherche kostet Zeit

  • die Erstellung geht deutlich schneller von der Hand, was insbesondere z.B. bei einer Bachelorarbeit oder einer Hausarbeit relevant ist

  • wird von vielen Studenten als „mühsam“ empfunden

Und genau hier können eben akademische Ghostwriter helfen. Sie wissen, wie man systematisch Literatur recherchiert, sie verfügen zu unterschiedlichen Fachbereichen über ein breites akademisches Wissen und bieten jede Art der Unterstützung an. Ob Coaching, Lektorat, Korrektorat oder die Erstellung einer wissenschaftlichen Mustervorlage. Auch haben die akademischen Ghostwriter Zugriff auf kostenpflichtige Datenbanken, können bei der Formulierung des Themas helfen, kennen Richtlinien und formale Anforderungen. Kurzum: Sie geben umfangreiche Tipps zur Entfaltung des Inhaltes und können Forschungsideen mit Ihnen gemeinsam entwickeln und umsetzen – dies geht von der Themenfindung bis zur Erstellung einer kompletten Mustervorlage. Schauen Sie sich dazu einfach mal die Beispielarbeiten an.

Zusammengefasst: Wie gehen Sie also am besten vor

Was ist „richtig“? Was „falsch“? Unsere Checkliste sagt es Ihnen! Nur wenn Sie diese Punkte einhalten, können Sie eine gute wissenschaftliche Arbeit erstellen!

Was ist „richtig“?

Was ist „falsch“?

Auswahl der Datenbanken

Fokussierung auf bekannte und hochwertige Datenbanken wie z.B. SpringerLinkEBSCO oder ScienceDirect

primäre Nutzung von Wikipedia und Internetquellen

Auswahl der Journals

Fokussierung auf aktuelle „A“ und „A+“-Journals

Nutzung veralteter Literatur, insbesondere Standardwerke, wenn Journals nur nicht gerankte Journals

Dokumentation der Ergebnisse

Nutzung einer Konzeptmatrix

keine Dokumentation

Erweiterung der Forschungsergebnisse

Nutzung von „Backward Search“ und „Forward Search“

Eingrenzung der Recherche auf wenige Journals bzw. Artikel bzw. „unnötige“ Begrenzung z.B. geografisch oder durch Branchen

Vorgehensweise

standardisierte Vorgehensweise

keine standardisierte Vorgehensweise bei der Recherche und Analyse bzw. Abweichung vom Standard ohne Erklärung

Kritik

kritische Analyse und Würdigung der Forschungsergebnisse

keine kritische Diskussion, keine Betrachtung offen gebliebener Fragestellungen