Eine Industriepromotion stellt eine besondere Form der Promotion dar, bei der der Doktorand nicht nur in einem akademischen Umfeld, sondern auch direkt in einem Unternehmen arbeitet. Dieses Modell bietet zahlreiche Vorteile für beide Seiten: Die Hochschule kann praxisorientierte Forschung betreiben, während das Unternehmen von wissenschaftlich fundierten Lösungen für aktuelle Herausforderungen profitiert. Doch wie funktioniert eine Industriepromotion genau, welche Voraussetzungen müssen erfüllt werden und welche Vorteile bietet sie im Vergleich zu anderen Promotionsmodellen? In diesem Artikel erfahren Sie alles, was Sie über die Industriepromotion wissen müssen.
Eine Industriepromotion ist eine Promotion, die in Zusammenarbeit zwischen einem Unternehmen und einer Hochschule durchgeführt wird. Beide Parteien profitieren von diesem Modell: Zum einen wird den wissenschaftlichen Fragestellungen der Hochschule nachgegangen, zum anderen wird den Forschungsinteressen der Industrie entsprochen. Der Doktorand ist in der Regel vertraglich beim Unternehmen angestellt und forscht an einem Thema, das für beide Seiten von Interesse ist.
Die Promotionsbetreuung erfolgt durch eine promotionsberechtigte Hochschule, da nur diese das Promotionsrecht besitzt. Es ist also die Universität, die die wissenschaftliche Qualität der Dissertation sicherstellt und die Eignung zum Doktoranden prüft. Meist kommt das Forschungsthema vom Unternehmen oder von der Hochschule vorgeschlagen werden, oft spielen dabei bestehende Kooperationen zwischen Professoren und Unternehmen eine Rolle.
Industriepromotionen sind besonders in technischen und naturwissenschaftlichen Bereichen verbreitet, da hier der Praxisbezug eine grosse Rolle spielt. Wenn Sie mit dem Gedanken spielen, zu promovieren und eine Beratung zur Promotion wünschen, stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Die Industriepromotion unterscheidet sich vom „typischen“ Promotionsstudium über eine Universitätsanstellung. Bei letzterer ist der Doktorand im Rahmen einer befristeten Anstellung an einer Hochschule oder Forschungseinrichtung tätig. Neben der eigenen Dissertation werden oft Lehrtätigkeiten und administrative Aufgaben übernommen und Studierende betreut. In unserem Beitrag zu berufsbegleitenden Promotionen geben wir dir hierzu einen detaillierten Überblick.
An dieser Stelle sei auch auf die externe Promotion verwiesen, bzw. die berufsbegleitende Promotion in standardisierten Promotionsprogrammen. Hier wird der Doktorand weder an einer Hochschule, noch in einem Unternehmen speziell für die Promotion angestellt. Die Dissertation wird berufsbegleitend und weitgehend eigenverantwortlich erarbeitet. Viele Manager und Geschäftsführer erlangen die externe Promotion beispielsweise über die KMU Akademie, die unterschiedliche Doktoratsstudiengänge anbietet.
Eine Industriepromotion bietet zahlreiche Vorteile, die sie besonders für Berufstätige und Führungskräfte in Unternehmen interessant machen. Als Doktorand profitieren Sie gegenüber anderen Promotionsmodellen in mehreren Punkten:
Praxisnähe: Die Forschung ist direkt auf unternehmerische Herausforderungen ausgerichtet und hat oft einen unmittelbaren Nutzen für die Wirtschaft.
Finanzielle Sicherheit: Die Promotion wird in der Regel vom Unternehmen finanziert, Sie erhalten also ein volles Gehalt und besseren Konditionen als eine Universitätsanstellung.
Berufliche Weiterentwicklung: Ein Doktortitel kann Ihre Karrierechancen deutlich verbessern und Sie für höhere Führungspositionen qualifizieren.
Zugang zu Unternehmensressourcen: Promovierende können von internen Daten, Technologien und Netzwerken des Unternehmens profitieren, die ihnen an einer Universität nicht zur Verfügung stünden.
Flexibilität: Im Vergleich zur klassischen universitären Promotion gibt es oft mehr Spielraum bei der Gestaltung von Arbeitszeit und Forschungsprojekten.
Wertvolle Kontakte: Durch die enge Zusammenarbeit mit Unternehmen und Hochschulen können Sie wertvolle Netzwerke für Ihre weitere Karriere aufbauen.
In der Realität bringt das Promotionsmodell jedoch oft einige Herausforderungen mit sich, auf die wir im Folgenden eingehen:
Hoher Abstimmungsaufwand: Bereits vor Beginn der Promotion muss eine intensive Abstimmung zwischen Unternehmen, betreuendem Professor und Hochschule erfolgen. Besonders die Zeit für das Verfassen der Dissertation kann zu Konflikten zwischen den Parteien führen, wenn die Erwartungen nicht klar definiert sind.
Fragliche Wissenschaftlichkeit: Da bei der Industriepromotion praxisnahe Problemlösungen oft im Fokus stehen, kann die wissenschaftliche Tiefe der Arbeit in Frage gestellt werden. Zudem sind die Doktoranden oft weniger in akademische Netzwerke eingebunden und können Vorwürfen ausgesetzt sein, nicht wissenschaftlich genug zu arbeiten.
Einschränkungen durch Geheimhaltung: Die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen kann durch unternehmensinterne Klauseln erschwert werden, was den wissenschaftlichen Wert der Dissertation mindert.
Benachteiligung bei der Benotung: Einige Professoren bewerten Industriepromotionen kritischer, da sie sie eher als berufliche Weiterqualifikation denn als wissenschaftliche Forschungsarbeit betrachten.
Verlängerte Promotionsdauer: Unklare Betreuungsvereinbarungen oder betriebliche Anforderungen können dazu führen, dass sich die Promotion verzögert oder gar nicht abgeschlossen wird.
Bei uns haben Sie zudem die Möglichkeit, sich bei Ihrer Doktorarbeit unterstützen zu lassen. Von Autoren, die auf Ihren Fachbereich spezialisiert sind, können Sie sich eine Mustervorlage für eine Doktorarbeit schreiben lassen und haben so schon eine wertvolle Grundlage und Richtung für Ihre Dissertation. Abstand nehmen sollten Sie jedoch von unseriösen und dubiosen Angeboten, die Ihnen den Kauf eines Titels anbieten: Nähere Informationen hierzu finden Sie unserem Beitrag Titel kaufen und Doktortitel kaufen.
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In der Schweiz gibt es verschiedene Unternehmen, die Industriepromotionen anbieten. Diese Promotionsmodelle verbinden wissenschaftliche Forschung mit praktischen Unternehmensbedürfnissen und bieten den Doktoranden sowohl eine Anstellung als auch eine Betreuung durch eine Hochschule. Hier sind einige bekannte Unternehmen, die Industriepromotionen in der Schweiz ermöglichen:
Nestlé bietet zahlreiche Möglichkeiten für Industriepromotionen, insbesondere in den Bereichen Ernährungswissenschaften, Gesundheit und Lebensmitteltechnologie. Kooperationen mit Universitäten ermöglichen es, Dissertationen in praxisorientierter Forschung zu verfassen.
Roche ist eines der weltweit grössten Unternehmen im Bereich der Pharmaindustrie. Das Unternehmen Roche bietet Doktorandenstellen in Zusammenarbeit mit Hochschulen, vor allem in den Bereichen Biotechnologie, Pharmazie und medizinische Forschung.
Als globaler Technologiekonzern bietet ABB zahlreiche Programme für Industriepromotionen, insbesondere im Bereich der Ingenieurwissenschaften, Automatisierungstechnik und Elektrotechnik.
ABB vergibt jährlich Forschungspreise an herausragende Doktorarbeiten im Bereich Energie- sowie Informations- und Automationstechnik. 2022 wurden die Preise an Dr. Anne Streb von der ETH Zürich für ihre Dissertation zur nachhaltigen Wasserstoffproduktion und an Dr. Marios Kogias von der EPFL für seine Arbeit zur Verbesserung der Latenzzeit in Rechenzentren verliehen. Beide Dissertationen tragen zu wichtigen Innovationen in den jeweiligen Bereichen bei. Mehr Informationen gibt es auf der ABB-Website.
Die ETH Zürich bietet in Zusammenarbeit mit vielen Industriepartnern verschiedene Programme für Industriepromotionen, vor allem in den Bereichen Ingenieurwissenschaften, Informatik und Naturwissenschaften. Zahlreiche Unternehmen unterstützen Doktoranden mit finanzieller Förderung und praktischer Betreuung.
Diese Unternehmen bieten nicht nur die Möglichkeit, in der Forschung anwendungsorientierte Dissertationen zu schreiben, sondern auch die Chance, von Mentoring, Netzwerken und finanzieller Unterstützung zu profitieren. Es empfiehlt sich, die jeweiligen Karriereseiten der Unternehmen zu besuchen, um mehr über spezifische Promotionsprogramme und Anforderungen zu erfahren.
Industriepromotionen sind grundsätzlich an Schweizer Universitäten möglich, da sie meist in den Promotionsordnungen berücksichtigt sind. Fachhochschulen (FH) oder Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) haben hingegen meist kein eigenes Promotionsrecht – hier sind die Absolventen auf Kooperationen mit Universitäten angewiesen.
Wichtig für eine Industriepromotion ist jedoch die Unterstützung durch einen betreuenden Professor, der das Thema als wissenschaftlich relevant erachtet. In unserem Beitrag Doktorvater finden für berufsbegleitende Promotion finden Sie nähere Informationen hierzu.
Einige Universitäten werben gezielt Doktoranden für eine Industriepromotion, da sie durch die Kooperationen mit Unternehmen Zugang zu praxisnahen Forschungsfragen und spezialisierten Laboren erhalten.
Die Vergütung während einer Industriepromotion hängt vor allem vom Unternehmen und den spezifischen Bedingungen des Programms ab. Laut dem Verein Deutscher Ingenieure (VDI) kann das beispielsweise so aussehen , dass der Doktorand während der ersten Hälfte der Vertragszeit im Unternehmen arbeitet und in der zweiten Hälfte seine Dissertation verfasst.
Das Gehalt entspricht dabei etwa der Hälfte eines Masterabsolventengehalts. Beispielsweise zahlt BMW seinen Doktoranden ein monatliches Bruttogehalt von 2.712 Euro über einen Zeitraum von drei Jahren.
Bei einer Industriepromotion kann in der Regel der gleiche Doktortitel wie bei einer universitären Promotion erlangt werden. Die gängigsten sind dabei:
Dr. med. (medicinae): Medizin
Dr. rer. nat. (rerum naturalium): Naturwissenschaften
Dr. phil. (philosophiae): Geistes- und Sozialwissenschaften
Dr. rer. pol. – (rerum politicarum): Wirtschafts-, Politik- und teilweise Sozialwissenschaften
Dr. oec. (oeconomiae): Wirtschafts- und Verwaltungswissenschaften
Dr.-Ing. (Ingenieur): Ingenieurwesen
Der genaue Titel hängt vom Fachbereich der Promotion und der jeweiligen Hochschule ab, mit der die Industriekooperation durchgeführt wird. Darüber hinaus gibt es auch internationale Abschlüsse wie der Doctor of Philosophy (Ph. D.) oder der Doctor of Business Administration, der z. B. auf den Master of Business Administration folgt. Diese beiden berufsbegleitenden Promotionen, Ph. D. versus DBA, haben wir in einem direkten Vergleich näher beleuchtet.